Sebastião Salgado

Gold

© Sebastião Salgado

„Als ich die Mine von Serra Pelada zum ersten Mal sah, war ich sprachlos. Vor mir öffnete sich eine gewaltige Grube, fast zweihundert Meter im Durchmesser und ebenso tief, in der zehntausende fast nackter Menschen herumwuselten, von denen die eine Hälfte auf wackligen Holzleitern schwere Säcke mit Erde nach oben schleppte und die andere Hälfte auf den schlammigen Hängen wieder in den Abgrund eilte. Sie alle suchten nach Gold.“ Es ist eine Szene wie aus Dantes Inferno, die der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado im September 1986 entdeckt. Nachdem ihm der Machtapparat des Staates lange Zeit den Zutritt verwehrt hatte, hatte er endlich eine Genehmigung bekommen, diese Hölle unter freiem Himmel zu betreten. Er war aus politischen Gründen nach Frankreich emigriert und hatte erst nach dem Ende der Militärdiktatur wieder in seine Heimat reisen können.

„Ich hatte alles vorbereitet, um so lange unter den Bergbauarbeitern zu leben wie nötig. Letztlich verbrachte ich dort fünfunddreißig Tage. Geschlafen habe ich in einer Hängematte unter einer Plane, Lebensmittel und Wasser hatte ich aus der Stadt mitgebracht.“ Während dieses Aufenthalts fotografiert Salgado ohne Unterlass, wie immer in Schwarz-Weiß. Die äußeren Bedingungen sind katastrophal, und dennoch gelingen Salgado Bilder von schauriger Schönheit: Kolonnen menschlicher Ameisen, die auf der Suche nach einer Goldader die Erde umgraben, Klumpen von Körpern und Erdreich, oder die irren Blicke elender Gestalten, die mit bloßen Füßen in Bächen von Unrat und Quecksilber stecken.

Sebastião Salgado wurde mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet, seine Arbeiten werden in den bedeutendsten Museen der Welt gezeigt und seit 2016 ist er Mitglied der Akademie der Schönen Künste des Institut de France. Heute steht er jedoch vor allem wegen dieser einzigartigen Serie im Rampenlicht, die den schlichten Titel Gold trägt (und die 2019 im Taschen-Verlag in Buchform erschienen ist): eindringliche und hypnotische Bilder mit fast religiöser Aura, die die Arbeit in der mittlerweile geschlossenen Goldmine zeigen.

Warum hat Salgado diese Arbeit wieder hervorgeholt? „Ich arbeitete damals an Die Hand des Menschen, einem großen Zyklus über das Ende der industriellen Revolution. Von der Mine hatte ich damals nur rund vierzig Fotos für diese Arbeit ausgewählt. Erst 2016 habe ich diese Arbeit noch einmal durchgesehen.“

Sebastião Salgado hat zahlreiche Veränderungen unserer Gesellschaft festgehalten, das Leiden des Planeten Erde und die Zerstörungen, die der Mensch seiner Umwelt zufügt. „Ich bin in die tiefsten Tiefen der Dunkelheit vorgedrungen. Seitdem träume ich von einer lichteren Welt.“ Vor Kurzem hat er im Amazonasgebiet die indigenen Völker in ihrem Garten Eden fotografiert. Als wolle er das Versprechen auf eine bessere Welt abgeben, in der der Mensch wieder zum Einklang mit der von ihm so geschundenen Erde findet.

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