Valerio Vincenzo

Borderline – Grenzen des Friedens

© Mehrak

Die Geschichte, wie sich Grenzen im Laufe der Zeit verändern, ist wie ein Theaterstück in mehreren Akten, das immer wieder aufgeführt wird. Im römischen Zeitalter war der Limes die Verteidigungslinie, die als Ausgangspunkt für neue Eroberungen diente. Als Grenzen wurden sie nur vom Kaiserreich anerkannt. Im 20. Jahrhundert wurden aus Grenzen Instrumente für regulator-ische und friedenstiftende Maßnahmen, bevor sie später Rivalitäten und Nationalismus verkörperten. Erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, auf dem Höhepunkt von Kapitalismus, Globalisierung, Freihandel und der Entstehung der Europäischen Union, verschwanden Grenzen innerhalb des Schengen Raums.

Seit zehn Jahren erkundet Valerio Vincenzo die innereuropäischen Grenzen – rund 20.000 Kilometer ehemaliger Demarkationslinie, die heute infolge der Freizügigkeit von Personen verschwunden sind. Eine Straße, ein Elektrozaun, ein Flusslauf, ein auf den Asphalt gezogener Farbstrich, ein Kilometerstein – die Grenzverläufe sind in den unterschiedlichsten Formen markiert. Indem er mit Horizontlinien und Fluchtpunkten jongliert, zeigt uns Valerio Vincenzo diese Grenzen, die keine mehr sind, und führt uns vor, was mit bloßem Auge nicht mehr zu sehen ist. Die Arbeit ‘Borderline’ ist eine Hymne auf ein Europa, dessen Völker in Frieden und Freiheit leben. Es ist ein Projekt, dass sich durch die eigene Geschichte des Fotografen ergeben hat. „Im Januar 1995 kam ich in Frankreich im Rahmen des Erasmus-Programms an und ich wollte bleiben, um ein Praktikum zu machen“, erzählt Vincenzo. „Damals benötigte ich eine Aufenthaltsgenehmigung, und es war ziemlich schwierig, diese zu bekommen. Im März 1995 wurde das Schengen-Abkommen unterzeichnet, und plötzlich war ich kein italienischer Immigrant mehr, sondern ein europäischer Bürger.“

Später, im Alter von 30, gab er seine Arbeit als Unternehmensberater auf, um sich auf die dokumentarische Fotografie zu konzentrieren. Er begann mehrere Projekte, darunter Borderline, nachdem er eine Fotografie von Henri Cartier Bresson entdeckt hatte, auf der ein Zollhäuschen zwischen Frankreich und Belgien zu sehen war. Er begann, die letzten noch vorhandenen Zollhäuschen in Europa aufzuspüren und begann kurz darauf, sich auch auf die Suche nach den Grenzen zu begeben.

„Ich wollte über die Gegenwart sprechen. Für Borderline habe ich die Grenzen mehr als 1.000 Mal überschritten! Mein Ziel war auch, eine neue Ikonografie für das Wort ‘Grenze’ zu schaffen. Wenn wir das Wort aussprechen, denken wir oftmals an Zölle, Stacheldraht, Mauern und dergleichen, da dies die einzigen Bilder sind, die wir im Kopf haben.“ Zumindest bis jetzt!

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