Jean Depara

Nächte und Tage in Kinshasa, 1951–1975

© DR

Afrika, in den 1950er-Jahren. In den Städten wird gesungen und getanzt, die Bevölkerung feiert die Befreiung vom Joch des Kolonialismus und macht sich auf den langen und beschwerlichen Weg in die mit Freuden erwartete Un­abhängigkeit. Bewusst kosten die Menschen diese Zeit aus, in der die moderne Welt nun endlich zum Greifen nahe und die Frage nach Schwarz oder Weiß keine Rolle mehr zu spielen scheint. In Kinshasa, der Hauptstadt des vormaligen Belgisch-Kongo, findet der „American way of life“ mehr und mehr Anhänger. Die Straßen der Stadt werden zur Bühne: Schicke Autos fahren auf und ab, Frauen in leichten Kleidern schwingen die Hüften und junge Männer in Cowboykluft schlendern über den Asphalt. Die Klänge von elektrischen Gitarren und Saxofonen und die Musik aus aller Welt verschmelzen auf dem Hintergrund der kongolesischen Kultur. Die jungen Leute schließen sich in Cliquen zusammen, mit Anführern und gruppenspezifischer Kleidung – West Side Story in Kinshasa.

Mit seinen Aufnahmen führt uns der 1997 verstorbene Jean Depara mitten in diese historischen Szenerien. Aus jedem der Bilder spricht das überschäumende Lebensgefühl einer Epoche, in der Depara seinen festen Platz hatte. Betrachtet man die Fotos, so kann man sich leicht vorstellen, wie er sich zwischen jungen Frauen und verliebten Pärchen bewegt, zwischen Musikern, Barkeepern und den Besitzern von Clubs wie dem Afro Mogenbo, dem Champs-Élysées, dem Djambo-Djambu, dem La Péruche Bleue oder dem Show Boat.

Schon zur damaligen Zeit war Léopoldville, das spätere Kinshasa, eine kosmopolitische Metropole. In der Stadt lebten Menschen aus Ghana, dem Senegal und dem Kongo, aber auch aus allen andern Ländern Afrikas sowie aus Europa, die die Lust auf Abenteuer und neue Erfahrungen dorthin geführt hatte. Bis zur Trennung in den 1980er-Jahren bildeten Léopoldville und das am anderen Ufer des Kongo gelegene Brazzaville eine Einheit.

Depara wurde zeit seines Lebens nicht müde, diese unbeschwerten Jahre zu beschwören, in denen der noch unter belgischer Herrschaft stehende Kongo sich endlich dem Leben zuwandte. In einer Fotografie, die vom Geist der Freiheit geprägt war, fand er seinen Weg. Geblieben von all dem sind die Bilder. In Schwarz-Weiß (die Farbfotografie lieferte in Deparas Augen nur „eindimensionale Aufnahmen“), doch in tausendfältigem Schimmer und schwer von Sehnsucht.
Nach einem Text von Pascal Martin Saint-Léon und Jean-Loup Pivin / La Revue Noire

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