Aida Muluneh

Die Welt ist neun Jahre alt

© DR

Ihre Jugend verbrachte Aida Muluneh in den verschiedensten Gegenden der Welt: England, Jemen, Nordamerika und Zypern. Die Liebe zu ihrer Heimat Äthiopien ging ihr dabei jedoch nie verloren. Nach dem Studium an der Howard University in Washington begann sie ihre Karriere an der Seite anderer afro-amerikanischer Fotografen und arbeitete als freie Fotografin für die Washington Post, bevor sie ihrer Arbeit eine stärkere künstlerische Ausrichtung gab. Sie sagt von sich selbst, sie sei „besessen“ von Afrika, vor allem von dem Bild, das von dem Kontinent gezeichnet wird, insbesondere von ihrer Heimat Äthiopien, einem Land, das in anscheinend unumgänglicher Weise immer nur auf die Hungersnot der 1980er-Jahre reduziert wird.

Als sie 2007 nach Äthiopien zurückkehrte, waren 28 Jahre vergangen. „Ich kam in ein Land, das zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gefangen war“, berichtet sie. Die Nahrungsmittelknappheit war noch immer nicht überwunden, aber eine nagelneue Straßenbahn – die erste im subsaharischen Afrika – hatte den Betrieb aufgenommen. „In Äthiopien findet man die ganze Bandbreite des menschlichen Daseins“, so Muluneh. „Von unbeschreiblichem Elend bis zu ekstatischer Freude – an einem einzigen Tag kann man das ganze Spektrum erleben. Doch die Art, wie Afrika wahrgenommen wird, entspricht nicht der Realität. So wie in den USA Schwarze sofort mit Drogenhandel und Gewaltverbrechen in Verbindung gebracht werden, so sieht man von Afrika immer nur Bilder von Hungersnöten und Kriegen.“

Und wie kam es zu dem Titel Die Welt ist neun Jahre alt? Die Serie entstand zwar im Jahr 2016, also neun Jahre nach Mulunehs Rückkehr nach Äthiopien, doch der Titel bezieht sich auf ein Sprichwort, das die Künstlerin oft von ihrer Großmutter hörte: „Die Welt ist neun Jahre alt, sie ist niemals wirklich vollendet und niemals wirklich vollkommen.“ Die aus 28 Bildern bestehende Serie thematisiert in poetischer Manier, mit markantem Stil und elaborierter Farbgebung die Fragen nach der Liebe, dem Leben und der Geschichte. „Dabei suche ich aber keine Antworten. Ich will nur zum Nachdenken anregen, über das Leben, das wir als Individuen führen, als Volk, als Nation.“

Die international renommierte Künstlerin und ehemalige Fotojournalistin Aida Muluneh engagiert sich auch gesellschaftlich. 2010 rief sie das Addis Foto Fest ins Leben, das sich zum Ziel gesetzt hat, amerikanische und afrikanische schwarze Fotografen zusammenzubringen, aber auch die äthiopische Bevölkerung dazu zu ermuntern, die Diskurshoheit über ihr Land zurückzuerobern.

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