BERNARD PLOSSU
Fresson Farben
„In der Fotografie fängt man nicht die Zeit ein, man
Bernard Plossu
beschwört sie nur herauf. Sie rinnt wie feiner Sand durch
die Finger, unaufhörlich, und die sich ändernden Land-
schaften ändern daran nichts. Nach außen hin sind meine
Bilder poetisch und nicht engagiert. Aber ist die Poesie nicht
auch eine Form des Widerstands gegen Dummheit?“
Bernard Plossu bezeichnet sich selbst gerne als „halb Reisender und halb wandernder Fotograf“, aber er braucht eigentlich keine Vorstellung. Seit Jahren ist er auf der ganzen Welt unterwegs und fängt besondere Momente im mexikanischen Chiapas, im amerikanischen Westen, in der Wüste Niger, in den Dörfern Marokkos und an der bretonischen Küste ein. Berühmt wurde er für seine Schwarz-Weiß-Bilder, die von schillerndem Grau durchdrungen sind. Sein Stil, der allzu oft mit dem von Robert Frank oder Édouard Boubat verglichen wird, die er beide bewundert, ist einzigartig und sehr sensibel. Seine Augen sind so scharf wie sein Gedächtnis.
Als wir in seinem Haus in La Ciotat ankamen, lachte er über die Sesshaftigkeit, die ihn an dieses Gebäude fesselt, da er den eigentlichen Sinn seines Lebens auf seinen lebenslangen Reisen gesucht hatte. Mit seinem jugendlichen Aussehen und seinem sanften Lächeln führte er uns durch dieses Haus der Erinnerungen, in dem sich vom Boden bis zur Decke stapelweise Kisten mit Negativen, Abzügen aller Art, alten Büchern, von befreundeten Malern gestifteten Zeichnungen und Gegenständen aus sechzig Jahren Reiselust stapeln. „Es ist ein organisiertes Durcheinander“, erklärt er, „ich bin der Einzige, der meine Kleinen wiederfinden kann“. Er wollte uns ein Foto zeigen, das 1965 in Mexiko aufgenommen wurde. „Das ist wie ein Gemälde!“, riefen wir aus. Ein unglückliches Kompliment. Genau das hört er nicht gern, auch wenn er zugibt, dass er Corot für seine Lichtführung, Courbet für seine Landschaften, Malevitch für seine geometrischen Formen und Hopper für seine abstrakten Formen mag.
Schon in seinen ersten Fotografien hat Bernard Plossu eine visuelle Grammatik entwickelt, die Subjektivität, Einfachheit, eine sensorische Dimension und eine strenge Komposition verbindet. Mit diesen Fresson-Abzügen wollen wir seine weniger bekannten Farbfotografien vorstellen. Das Fresson-Pigmentverfahren wurde im 19. Jahrhundert von der gleichnamigen Familie in Savigny-sur-Orge, südlich von Paris, erfunden. Die besondere Textur und die subtile Wiedergabe passen perfekt zu der schnörkellosen Herangehensweise des Fotografen, der sich vom Spektakulären und Prunkvollen fernhalten will. Das Ergebnis sind Bilder der Poesie, die die Welt und ihre vielen Formen in Aufruhr versetzen. Mit einer pudrigen, leicht verkohlten Oberfläche, die den Landschaften ein unwirkliches Aussehen verleiht.
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