Imane Djamil

130 km bis Atlantis

Imane DJAMIL | © Houcine-Khabbar

Im Zwischenreich interkultureller Begegnungen erkundet Imane Djamil neue bildliche Ausdrucksformen und fragt so nach der Zukunft von Transitzonen. Dabei wandert sie auf dem schmalen Grat „zwischen der Wirklichkeit und dem Erhabenen“ und setzt in ihrer „Geistigen Geographie“ Geschichte, Fiktionen und Regionen zueinander in Beziehung. Seit 2013 werden ihre Arbeiten in Marokko und anderen Ländern gezeigt, und sie hat zahlreiche Künstlerresidenzen erhalten.

130 km bis Atlantis (80 miles to Atlantis) ist der zweite Teil einer Arbeit über den Küstenstrich um die marokkanische Stadt Tarfaya, die gegenüber den Kanarischen Inseln liegt. Der spanische Archipel ist eine der Stellen, an denen das sagenumwobene Atlantis vermutet wird, was der Serie ihren Namen gibt. In seinen Dialogen Timaios und Kritias (um 360 v. Chr.) beschreibt der griechische Philosoph Platon Atlantis als gleichsam utopische Zivilisation, die sich auf einer von der Natur gesegneten Inselgruppe entwickelt hat. Platon berichtet, dass diese Inseln schon neuntausend Jahre vor seiner Zeit existierten. Dem Mythos zufolge versank Atlantis im Meer, weil es das Missfallen der Götter erregt hatte; die Küste um Tarfaya versinkt heute im Sand, aber nicht, weil sich die Stadt gegen ein höheres Wesen versündigt hätte, sondern weil Naturphänomene ihr zusetzen und der Staat sich nicht um die Bewahrung seines kulturellen Erbes sorgt. Die Stadt und ihre kulturellen Schätze werden vernachlässigt, außerdem dringt die Sahara immer weiter vor. In der Folge wandern die Menschen in die großen Städte ab, und wer bleibt, kann oftmals keinen Ackerbau mehr betreiben oder hat nicht ausreichend Wasser zur Verfügung. Imane Djamils Serie beleuchtet die symbolischen Bedeutungen der natürlichen sowie der vom Menschen geformten Landschaften, den Stellenwert der kolonialen Architektur im Wandel der Zeit sowie das Verschwinden der Grenzen zwischen Mythos und Realität. In ihrer Arbeit verhandelt sie Themen von höchster Aktualität: den Versuch, Stadtentwicklung und Naturschutz in Einklang zu bringen, das Versagen des Staates bei der Unterstützung von Randgruppen sowie die schwierige Versöhnung der kolonialen Vergangenheit mit postkolonialer Gegenwart und Zukunft. Mit den Mitteln der „Doku-Fiktion“ wirft Imane Djamil einen neuartigen Blick auf die Dinge, der ihr erlaubt, die Wirklichkeit klarer herauszustellen. Indem sie dabei fiktionale Elemente verwendet, verleiht sie ihren Bildern auch eine künstlerische Aussagekraft.

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