Patrick Tourneboeuf

Next City

© Frédéric Delangle

Zwei Städte, zwei Megacitys, zwischen denen fast 4000 Kilometer liegen. Die Hauptstädte Chinas und Indiens, der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Beide Länder haben jeweils knapp anderthalb Milliarden Einwohner – zusammen etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Allerdings stehen Peking und Neu-Delhi in unterschiedlichen geografischen, sozialen, kulturellen und politischen Kontexten. Die Ursprünge Pekings reichen bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurück, Neu-Delhi wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den Briten gegründet. Abgesehen vom Bevölkerungsumfang könnten China und Indien nicht gegensätzlicher sein. Beide Kulturen speisen sich aus einer mehrtausendjährigen Geschichte, die in beiden Fällen mit ihren zahllosen Besonderheiten noch heute das komplexe Wesen der jeweiligen Gesellschaft prägt.

Die Baustellen an den Peripherien dieser Megacitys weisen jedoch erstaunliche Ähnlichkeiten auf. In diesen gewaltigen Betondschungeln finden sich in beiden Städten dieselben Strukturen, dieselbe Architektursprache, identische Sichtachsen. Zahllose gleichförmige Gebäude, lieblos aneinandergereiht, die nur einem Zweck dienen: so viele Menschen wie möglich zu beherbergen, mutmaßlich die Ärmsten der Armen. Die Globalisierung ist längst in vollem Gange – doch gibt es auch ein globales Denken, das einen zukunftsweisenden Städtebau entwirft, der Lösungen für das überall herrschende Problem aufzeigt, wie die Menschenmassen wohnen sollen? Diese Frage untersucht der französische Fotograf Patrick Tourneboeuf, 1966 in Paris geboren und Gründungsmitglied des Kollektivs Tendance Floue. Mit derselben Haltung, die er seit Mitte der 1990er-Jahre pflegt, als er erstmals mit Serien über den städtischen Raum hervortrat, stellt er die Frage nach der Identität dieser Orte, mit einer Prägnanz, wie sie nur durch eine radikale Wahl des Bildausschnitts entstehen kann.

Ohne die Bildunterschriften ließe sich nur rätseln, welche Städte die Aufnahmen zeigen: Peking, Neu-Delhi … oder vielleicht doch Detroit? Luanda? Rio de Janeiro? Oder ein Stadtrandgebiet in Frankreich oder einem anderen europäischen Land? Die Bilder geben keinen Hinweis. Alles wirkt eintönig, gleichartig, gewöhnlich. Vulgär, im ursprünglichen Sinn. Ist die Vereinheitlichung der Bauweisen womöglich ein Vorbote der Auflösung kultureller Identitäten?

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