Gerd Ludwig

Der lange Schatten von Tschernobyl

© Ged Ludwig / Festival La Gacilly-Baden Photo

Der National Geographic Fotograf Gerd Ludwig hat Tschernobyl in den vergangenen 25 Jahren mehr als zehnmal besucht und ist tiefer als jeder andere Fotograf in den Reaktor vorgedrungen.

Am 26. April 1986 um 1:23 Uhr nachts explodierte der Reaktor #4 des Kernkraftwerks Tschernobyl, nachdem Techniker einen Sicherheitstest verpfuscht hatten und ein Feuer auslösten, das zehn Tage lang brannte. Der radioaktive Fallout breitete sich über Tausende von Kilometern aus und vertrieb über 250.000 Menschen dauerhaft aus ihrer Heimat. Der lange Schatten von Tschernobyl verdunkelt bis heute das Leben der Menschen – sozial, ökologisch und physisch. 

„Nach dem Anlegen meiner Schutzausrüstung – Geigerzähler, Dosimeter und Plastikschutzanzug – folgte ich Arbeitern in den Bauch des Ungeheuers. Die Arbeiter, die Löcher in den Beton fräsen sollten, -trugen zusätzlich Gasmasken und Sauerstoffflaschen. Wir hatten es eilig; die Strahlung war so hoch, dass unser Aufenthalt auf nur 15 Minuten pro Tag beschränkt war.“ 

1970 wurde in nur drei Kilometer Entfernung die Stadt Prypjat für die Mitarbeiter des Kraftwerks gebaut. Ihre Einwohner wurden erst 36 Stunden nach dem Unfall evakuiert. Heute ist die unheimliche Geisterstadt stiller Zeuge der überstürzten Abreise ihrer Bewohner. Inmitten des Verfalls erobert sich die Natur die Stadt zurück; Bäume wachsen in Klassenzimmern, und Gras drängt sich durch Risse in den Straßen. Aber an Neubesiedlung ist noch mehrere hundert Jahre nicht zu denken. Ungeachtet der Strahlung kehrten Hunderte von meist älteren Menschen in ihre Häuser innerhalb der Sperrzone zurück. Sie ziehen es vor, auf ihrem eigenen verseuchten Stück Erde zu sterben, als irgendwo in einer anonymen Vorstadt an gebrochenem Herzen.

Wissenschaftler sehen einen klaren Zusammenhang zwischen den Gesundheitsproblemen und der durch die Katastrophe freigesetzten Radioaktivität, wie der bekannte Epidemiologe Alexej Okeanow; er nennt die gesundheitlichen Folgen des Unfalls „ein Feuer, das zu unseren Lebzeiten nicht gelöscht werden kann“.

„Als engagierte Fotografen berichten wir über menschliche Tragödien im Angesicht von Katastrophen und begeben uns auf gefährliches Terrain, obwohl wir wissen, dass damit Risiken verbunden sind.
Uns treibt dabei die Verpflichtung, im Namen von stummen Opfern zu handeln. Meine Fotos sind jenen gewidmet, die bereit waren, ihr Leid öffentlich zu machen – beseelt von der Hoffnung damit beizutragen, Tragödien wie die von Tschernobyl zukünftig zu verhindern.“

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