Das Festival erstreckt sich über 7 Kilometer Länge, aufgeteilt in eine Garten-Route und eine Stadt-Route, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz. Integriert in den öffentlichen Raum sind heuer ca 1.500 Fotografien zu sehen, manche bis zu 280m² groß. Es ist das größte Outdoor-Fotofestival Europas. Im Jahr 2022 haben in Summe 485.277 Besucher:innen das Festival La Gacilly-Baden Photo und seine Ausstellungspartner in Tulln und Celje besucht. Waren es in Tulln 103 207 Gäste, so sahen die Ausstellung zum Thema Frieden in Celje 142 000 Fotobegeisterte. Der Eintritt ist frei.
ORIENT! stellt Fotograf:innen aus dem Iran, Afghanistan und Pakistan in den Mittelpunkt. Drei Länder, die alle zum persischen Kulturraum gehören. Drei mehrheitlich muslimische Länder mit indoeuropäischen Bevölkerungsgruppen, die den Gesetzen der Religion und des Obskurantismus unterworfen bleiben. Drei Länder, die wir schlecht kennen obwohl sie die Herzen aller Reisenden wie Marco Polo erobert haben. Drei Länder, deren Fotograf:innen die Verteidiger positiven Denkens und Botschafter des Umweltbewusstseins sind. Drei Länder, die Heimat einer jahrtausendealten Zivilisation sind, einer einzigartigen künstlerischen Kreativität und mutiger Autor:innen, die sich die Fotografie ausgesucht haben, um ihren Platz in der Gesellschaft zu definieren. Fotograf:innen, die aus diesen Ländern stammen haben sich immer dafür entschieden, die Konventionen zu brechen, um einen innovativen Stil zu entwickeln und mit Humanismus durchdrungenen Blick auf Menschen und Götter zu schauen. Ehre, wem Ehre gebührt: Abbas, Gohar Dashti, Ebrahim Noroozi, Maryam Firuzi, Hashem Shakeri, Paul Almasy, Véronique de Viguerie, Fatimah Hossaini, Shah Marai und Wakil Kohsar, Sarah Caron.
Seit seiner Gründung ist das Festival nie von seinem Auftrag abgewichen die Schönheit der Natur ebenso zu zeigen wie die Notwendigkeit zu thematisieren, sie zu schützen. Durch das Prisma der Fotografie wollen wir die Herausforderungen einer nachhaltigen Welt ohne Naivität verdeutlichen. Dabei wird die manchmal dramatische Realität nie außer Acht gelassen. Alle Fotografien sind Zeichen unseres unerschütterlichen Glaubens an die Zukunft. Die Fotograf:innen unseres Festival wollen entschieden Zeugen und Teil der Bemühungen sein, unser schönstes gemeinsames Gut zu bewahren – den Planeten Erde: Mélanie Wenger, Bernard Descamps, Gabriele Cecconi, Stephan Gladieu, Money Sharma, Reporter ohne Grenzen, Antonin Borgeaud, Jérôme Blin, Alisa Martynova, Maxime Taillez, Chloé Azzopardi.
Das bilaterale Fotoprojekt der Schulen des Morbihan in der Bretagne und in Niederösterreich ist dieses Jahr dem Thema Öffnungen gewidmet. Ob im wörtlichen oder übertragenen Sinne, der Begriff der Öffnung umfasst auch Kommunikation und Reisen zu neuen Orten oder Menschen. Letztlich stellt er die Frage nach der Konstruktion unserer individuellen und kollektiven Identität und unserer Beziehung zu anderen.
Die Fotografie bleibt zweifellos das prägnanteste Werkzeug, um die öffentliche Meinung zu verändern und um Lichtblicke der Menschlichkeit zu bewahren. In dieser Tradition stehen auch die österreichischen Fotografen Rudolf Koppitz und Horst Stasny. Von Gregor Schörg wird das Festival den zweiten Teil seiner Arbeit über das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal zeigen. Die Ausstellung der Fotografien der niederösterreichischen Berufsfotograf:innen und die Ausstellung der Siegerfotos des mit fast 700 000 Bildern aus 170 Ländern größten Fotowettbewerbes der Welt, CEWEs „Our World is Beautiful“, werden das Festival ebenso abrunden wie die Rückschau auf 2022 in den Bildern des Artist in Residence Pascal Maitre. Ein fotografisches Highlight ist die Auftragsarbeit an Cathrine Stukhard, die das Weltkulturerbe von Vichy besuchte und in den Kontext der elf „Great Spa Towns of Europe“ der UNESCO stellte, zu denen auch Baden bei Wien zählt.
Unter dem Leitgedanken Culture of Solidarity wird die Zusammenarbeit mit den Festivalpartnern Garten Tulln, Celje in Slowenien und Monat der Fotografie Bratislava auch 2023 fortgesetzt werden.
Dazu passt gut, dass heuer schon zum dritten Mal, die Bürger Badens dazu beitragen, das Festival CO2-neutral zu organisieren.
Das Festival La Gacilly-Baden Photo findet von 15. Juni bis 15. Oktober 2023 statt.
Der Medientag findet am 11. August 2023 statt und die Lange Nacht der Fotografie am 12. August 2023.
Festivalimpressionen aus Baden bei Wien in Österreich
Die Zukunft
Mit dem Festival 2018 begann eine exklusive Zusammenarbeit zwischen La Gacilly und Baden. Ein Jahr zeitversetzt findet das Fotofestival jeweils im Sommer erst in La Gacilly und dann in Baden statt. Was also 2022 in Frankreich zu sehen war, präsentiert Baden 2023. In diesem Rhythmus geht es weiter. Damit gibt es die Möglichkeit, die besten Fotografen der Welt erst im Westen des Kontinents zu bestaunen und dann im Herzen Europas.
Der Rückblick
Es war einmal ein junger, tüchtiger Mann, der in der Bretagne begann, ein kleines, feines Kosmetikgeschäft aufzubauen. Yves Rocher gelang es, mit seinen biologischen Produkten und einem intelligenten Vertrieb eine Weltmarke zu schaffen. Das Unternehmen ist immer noch in der Nähe des Dorfes La Gacilly angesiedelt, Jacques Rocher, einer der Söhne Yves‘, ist lange schon Bürgermeister seines Geburtsortes. Und er hatte eine wunderbare Idee. Jacques rief 2004 in La Gacilly ein Fotofestival ins Leben, das dem Thema Mensch und Umwelt gewidmet ist. Aus tiefer Überzeugung, dass es dem Verständnis der Welt dient, globale Probleme auf die Ebene des Dorfes und der Familie herunter zu brechen, begann er damit, den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit der Zukunft der Erde und damit der Menschheit nachvollziehbar auseinanderzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzt er die Möglichkeiten der Fotografie, jener Kunst, die bald zweihundert Jahren die kräftigste, aktuellste und aussagestärkste ist. Und er traf damit den Nerv der Zeit.
Die Verbindung
Der Kontakt zwischen Baden und La Gacilly erfolgte auf Basis des freundschaftlichen Verhältnisses von Jacques Rocher und Lois Lammerhuber, einem der wichtigsten Fotografen der Gegenwart in Österreich. Lammerhuber hat weit über 1000 Reportagen erarbeitet, davon etwa 250 für die Zeitschrift GEO. Dazu kommen 79 Bücher und hunderte Magazincover. Im Jahr 2009 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Silvia Lammerhuber den Verlag Edition Lammerhuber, der seither mit über 200 Preisen bedacht wurde und 2013, 2015 und 2017 als bester Fotobuchverlag Europas ausgezeichnet wurde. Seit 1994 ist Lammerhuber Mitglied des Art Directors Club New York. Im Jahr 2014 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen. 2017 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.
Festivalimpressionen aus La Gacilly in Frankreich