Stéphan Gladieu

Homo detritus

© Stéphan Gladieu

Die Demokratische Republik Kongo ist ein geologischer Skandal“, konstatiert Stéphan Gladieu schonungslos. Die Demokratische Republik Kongo ist der zweitgrößte der 54 Staaten Afrikas und verfügt über immense Vorkommen an Bodenschätzen: Gold, Coltan, Diamanten, Kobalt, Erdöl … Dennoch belegt das Land in der Liste der ärmsten Länder der Welt Rang acht. Die Slums der Hauptstadt versinken im Müll: Mobiltelefone, Plastik, Flaschenkorken, Styropor, Reifenschläuche, Stoffe, Kabel, Spritzen, Pappschachteln, Kronkorken, Autoteile, Dosen …

In dieser Porträtserie inszeniert Gladieu das Künstler­kollektiv „Ndakuya la vie est belle“ („Ndaku ya – Das Leben ist schön“), das 2016 von dem Künstler Eddy Ekete gegründet wurde und das aus den Abfällen von Kinshasa Kostüme herstellt, um auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. Die Maler:innen, Sänger:innen und Musiker:innen wollen veranschaulichen, welche Tragödie ihr Alltag darstellt, welche Kämpfe dadurch angefacht werden, wie Männer und Frauen ausgebeutet werden und wie das Elend sie ihrer Würde beraubt.

Sie nutzen Abfall als Werkstoff und fertigen daraus Kleidung und Masken an, die von afrikanischen Traditionen inspiriert sind. Damit wollen sie das ökologische Chaos anprangern, das in der DR Kongo herrscht. „Das Kollektiv hat sich sofort zu diesem Projekt bereit erklärt“, erzählt Gladieu. „Ich habe die Porträts in den Straßen von Kinshasa gemacht, damit sich zwischen dem Setting und den porträtierten Figuren Wechselwirkungen ergeben. Ich wollte das respektable Engagement dieses Künstlerkollektivs bekannt machen, das gegen den Konsumwahn und seine Folgen für die Umwelt kämpft.

So präsentiert diese Ausstellung etwa die „Plastik-Frau“, der Hunderte von Schälchen und leerer Flaschen auf der Haut kleben, die einen beindruckenden Panzer bilden; oder den „Stoff-Mann“, eine nicht minder auffällige Erscheinung, die von Stofffetzen übersät ist und so auf die massenhafte Produktion von Stoffen verweist, die in die ganze Welt exportiert werden. Diese bizarren Kostüme, halb Rüstung, halb Uniform, dienen vor allem einem Zweck: Sie wollen uns wachrütteln und zum Nachdenken über unseren Lebensstil anregen. Denn der hier gezeigte Homo detritus, ein groteskes Fabelwesen, steht vor allem für ein Übel der modernen Zeit: den Konsumwahn in all seiner Sinnlosigkeit.

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