ABBAS

Licht und Schatten

© ABBAS

2018 verlor die Fotografie eine ihrer legendärsten Figuren. Abbas Attar, der stets nur bei seinem Vornamen genannt werden wollte, war kein Mann großer Worte, aber Schöpfer eines großen Werks. Berühmt wurde er für seine Aufnahmen der iranischen Revolution im Jahr 1979, doch sein Interesse beschränkte sich nicht auf nur eine Weltgegend. Sein Augenmerk galt vor allem Mexiko, aber auch zahlreichen anderen Ländern, und über dreißig Jahre lang betrieb er eine breit angelegte fotografische Untersuchung, in der er sich mit den großen Religionen der Welt beschäftigte und insbesondere mit den komplexen Beziehungen zwischen den Menschen und ihren Gottheiten. Bevor er 1981 zu Magnum stieß, verdiente er sich seine Sporen bei Sipa und Gamma; in beiden Agenturen hinterließ er einen bleibenden Eindruck bei seinen Kollegen, die in ihm noch heute einen der bedeutendsten Fotografen der letzten Jahrzehnte sehen. Abbas war ein Perfektionist des Lichts und vereinte in seiner Arbeit journalistische Strenge, meisterhafte visuelle Ausdruckskraft sowie eine humanistisch geprägte moralische Integrität.

Seit seinem Tod hat noch keine Ausstellung sein Gesamtwerk gezeigt. Das Festival Photo La Gacilly präsentiert nun in Zusammenarbeit mit Abbas’ Familie eine große Retrospektive. Neben Bildern aus Reportagen stehen weniger bekannte, kontemplative Aufnahmen, die die Menschen und ihr Umfeld in den Blick nehmen. Ein Bilderreigen in Schwarz-Weiß, in dem sich fortwährend Mythos und Wirklichkeit begegnen, Chaos und Schönheit, Sanftheit und Trauer, Licht und Schatten.

Abbas war ein Mensch, der stets zweifelte und auf Nuancen achtete – eine Seltenheit in unserer Zeit, in der die Debatten von Extremen und von Polarisierung geprägt sind. Welche Position sollen wir also beziehen angesichts der gewaltigen Fragen, die Abbas in seiner bescheidenen Manier zu einem so komplexen Thema wie dem Glauben aufwirft? „Ich stelle Fragen, ich gebe keine Antworten“, sagte er 2009. „Die Menschen sollen eigene Antworten finden. Ich gebe ihnen dazu Mosaiksteinchen; sie sind nicht objektiv, denn auch meine Arbeit ist nicht objektiv. Aber ich bemühe mich, gerecht zu sein.“ Und uns die Augen zu öffnen, damit wir die Welt, in der wir leben, besser verstehen.

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