Luisa Dörr

Mulheres

© Luisa Dörr

Auf den ersten Blick scheinen die beiden Serien der Fotografin Luisa Dörr, die wir hier präsentieren, kaum etwas gemeinsam zu haben. Auf der einen Seite die Flying Cholitas, bolivianische Frauen, die die ausgesprochen männlichen Codes des Ringkampfes verwenden, um die Emanzipation der Frauen voranzutreiben. Auf der anderen Seite die Falleras aus dem spanischen Valencia, Frauen, die das ganze Jahr über ihre Festkleidung vorbereiten, um sie dann während der Festlichkeiten der Fallas in den Straßen ihrer Stadt vorzuführen. Gleichwohl: „Diese Geschichten erzählen davon, wie in zwei völlig verschiedenen Ländern Frauen versuchen, ihre Traditionen zu bewahren, und dafür kämpfen, dass bestimmte kulturelle und soziale Aspekte der Gesellschaften, in denen sie leben, erhalten bleiben“, so Luisa Dörr. „Diese Frauen bestimmen ihr Leben selbst. Meiner Ansicht nach muss Sexismus immer von der betroffenen Person angezeigt werden, und nicht von Außenstehenden. Sonst verstricken wir uns immer mehr im Wahn der politischen Korrektheit.“

Die Falleras entdeckte Dörr im spanischen Cambrils. „Ich habe ein wenig nachgeforscht und war sofort begeistert von diesen Frauen, von ihrer Geschichte und ihrer Tradition, aber auch davon, wie heute die verschiedensten Gruppen diese Tradition übernehmen. Ich habe Falleras aus China fotografiert, aus Vietnam und sogar aus Äthiopien.“ Schon bald beschloss sie, diese Frauen zu porträtieren.

Die Serie über die Flying Cholitas entstand auf andere Weise: „Als ich einen kurzen Dokumentarfilm über diese Frauen gesehen habe, hat mich ihre Geschichte sofort fasziniert, ebenso wie ihre charakteristischen Trachten“, berichtet Luisa Dörr. „Weil sie Teil der indigenen Bevölkerung sind, gehörten sie immer zu den am meisten marginalisierten Gruppen der bolivianischen Gesellschaft. Doch im Lauf der Zeit konnten sie sich immer mehr Freiheiten und Rechte erkämpfen. Auch der Name, Cholitas, ist jetzt nicht mehr negativ besetzt, sondern steht für Feminismus. Der Ringkampf ist für diese Frauen eine kleine Einkommensquelle, vor allem jedoch Ausdruck ihrer Unabhängigkeit. Ihrer Unabhängigkeit von den Männern, und ihrer Selbstständigkeit jenseits ihrer Rollen als Ehefrauen und Mütter.“ Für diese Serie hat Dörr Techniken der dokumentarischen Fotografie mit dem Genre des in die Landschaft eingebetteten Porträts vermischt.

Ihre facettenreiche fotografische Handschrift und die minutiöse dokumentarische Arbeit, die der Anfertigung der Fotografien jeweils vorausgeht, haben der jungen Brasilianerin 2019 eine Auszeichnung beim World Press Photo Award eingebracht. Luisa Dörr gehört einer neuen Generation von Fotografinnen an, die vor allem Frauen ins Licht der Aufmerksamkeit rücken. Diese Künstlerinnen porträtieren ihre Zeitgenossinnen, erkunden dabei sowohl die Elendsviertel der Favelas wie auch den Lebensraum des Großbürgertums und respektieren die Frauen stets in ihrer spezifischen Würde. Immer wieder erstaunt Luisa Dörr dabei durch ihren meisterhaften Umgang mit Farbe und Komposition.

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