Emmanuel Honorato Vázquez

Die vergessene Welt der 1920er-Jahre

© Emmanuel Honorato Vázquez

„Ein Künstler, ein Kunsthandwerker, ein Feuerwerker. Ein Mann mit vielen Gesichtern: Polemiker, Dichter, Maler, Illustrator, Fotograf, dann wieder Mechaniker, Topograf, Ingenieur, vor allem jedoch Schöpfer charakteristischer Porträts junger Mädchen und herbstlicher Landschaften …“ Mit diesen Worten wird Emmanuel Honorato Vásquez in einem Buch über die ecuadorianische Poesie beschrieben. Dieser Text ist eines der wenigen Dokumente mit biografischen Angaben über diesen Mann, der vermutlich nicht nur eine außergewöhnliche Persönlichkeit, sondern auch außerordentliches Talent besaß.

Heute gilt Vázquez als einer der bedeutendsten Fotografen in der ecuadorianischen Geschichte; wiederentdeckt wurde sein Werk jedoch erst in den 2010er-Jahren. Nach seinem frühen Tod 1924 im Alter von 31 Jahren geriet er in Vergessenheit, und erst durch ein 2018 erschienenes Buch, das seine fotografischen Arbeiten versammelte, erfuhr er wieder die gebührende Beachtung. Emmanuel Honorato Vázquez war ein Rebell, ein Bilderstürmer und ein Antikleriker, er stammte aus einer wohlhabenden Familie und pflegte einen bohèmehaften Lebensstil, war Epikureer, Schriftsteller und ein kompromisslos moderner Fotograf. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat er die Geschichte Ecuadors geprägt. Nur dank der hartnäckigen Bemühungen des Archivars Patricio Tipan Lucero und der Mitwirkung der Stadtverwaltung von Quito konnte die Welt das Werk eines der produktivsten Fotografen Lateinamerikas neu entdecken.

Schon in seiner frühen Jugend hielt Vázquez mit dem Fotoapparat Szenen aus dem Familienleben fest, etwa Ausflüge oder Ferienaufenthalte auf dem Land. Außerdem fertigte er zahlreiche Aufnahmen an, die wie Gemälde anmuten und in denen er ein Panorama des zeitgenössischen Lebens entwirft. Auch hielt er das Alltagsleben der ecuadorianischen Gesellschaft fest: das Großbürgertum, die Landbevölkerung und die indigenen Bewohner, religiöse Prozessionen, Militärparaden oder Szenen aus der Erntezeit.

„Das Bestechendste an Honoratos Arbeit ist die Tiefgründigkeit seiner Porträts, der Blick, mit dem er das Leben der Porträtierten durchdringt“, so Pablo Corral Vega (dessen Arbeiten ebenfalls dieses Jahr in Baden gezeigt werden) anlässlich der Veröffentlichung des Buches. In dieser Ausstellung wird Honoratos Werk nun zum ersten Mal in Europa gezeigt. Zu entdecken ist die schöpferische Kraft eines Ausnahmekünstlers, der in einer Epoche wirkte, in der Lateinamerika langsam in die Wirbel der Moderne geriet. Er zeigt uns eine komplexe, klar gegliederte und zutiefst ungleiche Gesellschaft, die über einen reichhaltigen Schatz an Traditionen, Bräuchen und Ritualen verfügt, von denen manche jedoch die Zeit nicht überdauert haben.

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