Baudouin Mouanda

Die „Sapeurs“ von Brazzaville

© Baudouin Mouanda

Beau Brummell, Oscar Wilde und Charles Baudelaire, die Urväter des Dandytums, wären sich einig gewesen: Schlichtheit ist das Mittel der Wahl, um sich von der Masse abzuheben. Man darf zweifeln, ob die Sapeurs von Brazzaville dem zustimmen würden. Und doch kommt einem unweigerlich als Erstes der Begriff „Dandy“ in den Sinn, wenn man sieht, wie sie in ihren prächtigen Gewändern posieren, eine kokette Schnute ziehen und sich Wettkämpfe auf dem Feld der Schneiderkunst liefern, die sie nicht mit dem Florett ausfechten, sondern mit farbigen Sakkos, fuchsiaroten Hosen und Krawattenschals. Baudouin Mouanda, eines der aufstrebenden jungen Talente der afrikanischen Fotoszene, präsentiert uns diese sehr spezielle Welt in Bildern, die er auf seinen Stadtspaziergängen durch Brazzaville eingefangen hat. Meisterhaft komponierte Aufnahmen zeigen diese Männer als Modeikonen, die die Straßen der Hauptstadt der Republik Kongo in einen improvisierten Laufsteg verwandeln.

Für Mouanda nahm alles 1993 seinen Anfang, als sein Vater, ein Physiklehrer, einen Fotoapparat mit nach Hause brachte. Baudouin begann, sich für das Spiel des Lichts und der Perspektiven zu interessieren, doch die politischen Ereignisse in seiner vom Bürgerkrieg geplagten Heimat machten dieser aufkeimenden Leidenschaft vorerst ein Ende. „Außerdem war die Fotografie in den Augen meines Vaters kein anständiger Beruf“, so Mouanda. 2003 nahm er im Rahmen eines EU-Programms an einer Fortbildung teil, während derer zwei der betreuenden Fotografen seine Begabung erkannten. „Dass ich Ende der Nullerjahre angefangen habe, mich mit den Sapeurs zu beschäftigen, ist kein Zufall“, berichtet er. Nach dem Krieg waren weite Teile der Bevölkerung traumatisiert. Weil es keine Kinos oder andere Formen der Unterhaltung gab, spielten die Sapeurs eine wichtige Rolle. Sie waren die Helden eines Straßentheaters, in dem die Auseinandersetzungen nicht mehr mit Waffen, sondern mit Kleidung geführt wurden.

SAPE steht für Société des Ambianceurs et des Personnes Élegantes, „Vereinigung der Feierlustigen und der eleganten Leute“. Die Sapeurs pflegen eine Variante des traditionellen Dandytums, die bestimmte Ausdrucksformen des Selbstbewusstseins mit politischem Engagement verbindet und an die Gedanken Baudelaires anknüpft: „Ob diese Männer sich nun Feingeister nennen, Beaux, Löwen oder Dandys – sie haben alle denselben Ursprung und tragen den Geist der Opposition und der Revolte in sich. Sie alle verkörpern die erhabenste Seite des menschlichen Stolzes: das heute nur selten anzutreffende Bedürfnis, das Triviale zu bekämpfen und zu vernichten. Daher rührt die hochnäsige Haltung, die aus den Dandys eine provozierende Gruppe macht.“

 Festivaldirektor Lois Lammerhuber stellt die Ausstellung von Baudouin Mouanda vor

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