Mathias Depardon

Die Tränen des Tigris

© Mathias Depardon

Der Garten Eden existiert. Und er ist in Gefahr. Er liegt im Irak, im Sumpfland auf dem Gebiet des antiken Mesopotamiens, und er ist das letzte Überbleibsel der Reichtümer jener Region, die die antiken Kulturen der Sumerer und der Assyrer hervorgebracht hat. Das Gebiet am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris – das größte Feuchtökosystem in Westeurasien – wurde 2016 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Heute ist es von Austrocknung bedroht.

1991 ließ Saddam Hussein Dämme errichten, um die schiitischen Rebellen zu vertreiben, die sich in die Region zurückgezogen hatten. Nach dem Sturz des Diktators zerstörten die Bewohner die Dämme, sodass sich das Wasser wieder ungehindert ausbreiten konnte. Doch die vom Wasser bedeckte Fläche schrumpft seitdem rapide: Lag sie 1990 noch bei bis zu 13 000 km², so sind es heute nur noch 1600 km². Die Ursachen hierfür sind eine ungenügende Ressourcenverwaltung durch die irakische Zentralregierung sowie die Errichtung mehrerer Staudämme in der Türkei, die zu Wassermangel in den Flüssen Mesopotamiens führt.

Nur eine gemeinsame Anstrengung der Anrainerstaaten von Euphrat und Tigris kann eine ökologische Katastrophe von ungeahntem Ausmaß verhindern: die Vernichtung eines einzigartigen Lebensraumes und der Niedergang einer jahrtausendealten Kultur, die auf Fischfang und Büffelzucht beruht. Anderenfalls droht durch die fortschreitende Austrocknung im Süden des Landes der nächste Konflikt. Mathias Depardon ist dem Lauf des Tigris gefolgt, von den Staudämmen in der Türkei bis zum Schatt al-Arab im Süden des Irak, und er berichtet von einem Fluss, der unter großen Baumaßnahmen, Kriegen und andauernder Trockenheit leidet. Depardon begann seine Laufbahn bei der belgischen Tageszeitung Le Soir, er veröffentlicht regelmäßig in Geo sowie National Geographic, und seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Seine Bilder zeichnen sich durch einen einzigartigen Stil aus, eine charakteristische Farbgebung und einen Blick, der alles offenlegt. Als er 2017 in der Türkei die dortige Problematik der Wasserversorung dokumentierte, wurde er verhaftet und einen Monat im Gefängnis festgehalten, bis der französische Präsident Macron seine Freilassung erwirkte. Seiner journalistischen Entschlossenheit hat das keinen Abbruch getan. Mit dieser Ausstellung ist ihm ein Roadmovie gelungen, das einen schleichenden Todeskampf zeigt.

2020 hat Mathias Depardon den Prix Photo Fondation Yves Rocher / Visa pour l’image erhalten. Das hier gezeigte Langzeitprojekt wurde mit 8000 Euro unterstützt; im Rahmen des Festivals wird es zum ersten Mal in seiner Gesamtheit präsentiert.

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