Frédéric Delangle

Indischer Winter

© Frédéric Delangle

„Tagsüber 28 Grad, nachts 24, blauer Himmel, ruhiges Meer, kaum Seegang, abkühlender Wind aus Nordnordwest mit Stärke 5 bis 6 in Andhra Pradesh, im Süden über Sri Lanka ein Tiefdruckgebiet mit 10 Hektopascal, im Westen und Südwesten eine Warmfront aus Richtung Kerala, in Tamil Nadu abflauender Wind aus Südsüdost mit einer Stärke von 5 bis 7 – so liest sich der Wetterbericht im Januar und Februar, wenn ich im Südosten Indiens, in der Gegend von Puducherry, überwintere“, so Frédéric Delangle. „Jedes Jahr bin ich dort bei Emilie und Dimitri Klein zu Gast, zwei wahren Mäzenen, und nehme mir Zeit, über dieses Land von der Größe eines Kontinents nachzudenken und die Arbeit voranzubringen, die mich während meines ‚Indischen Winters‘ beschäftigt. Indien hat seine eigenen Gesetze. Dem westlichen Auge mag es seltsam, ja verrückt erscheinen. Man muss es ganz genau beobachten, erspüren und befragen. Geduld aufbringen und vermeintliche Gewissheiten aufgeben. Sich nicht auf Augenscheinliches verlassen. Indien zu verstehen, ist so kompliziert, wie im Irrsinn ein System zu suchen. Man muss dieses Land durchleben, um irgendetwas begreifen zu können. In meinen Bildern will ich diese beiden Kulturen, die nichts Verbindendes zu haben scheinen, lebendig werden lassen und damit Brücken zwischen Ost und West erschaffen.“

Der französische Fotograf Frédéric Delangle (*1965), begeistert sich für Architektur und Landschaften. 2001 entdeckte er Indien für sich. Fasziniert von der Atmosphäre des Landes, begann er ein fünfzehn Jahre währendes Projekt, in dem er sich mit der Gesellschaft dieses aufstrebenden Staates auseinandersetzt, der mit rund 1,4 Milliarden Menschen die zweitgrößte Bevölkerung der Welt hat. Über zehn Jahre lang bereiste er den indischen Subkontinent, besuchte Städte und Landstriche, immer auf der Suche nach der nicht zu greifenden Identität des Landes. Dabei entstanden mehrere Serien: über die kleinen Verkaufsstände, von denen es im ganzen Land 15 Millionen gibt und die 17 Prozent der Weltbevölkerung ernähren, über den heiligen Fluss Ganges, in dem gläubige Hindus neue Kraft schöpfen, oder über das Alltagsleben auf der Straße. Die Arbeiten heißen Microshop, Harmonisches Chaos, Ganga – Chroniken eines gewöhnlichen Lebens, Stairway to heaven und I shot the street. Mit seinen breit gefächerten Fotografien entwirft er das Porträt eines vielfältigen, städtischen und lebhaften Landes, das pausenlos in Bewegung ist. Ein Land, das auf den ersten Blick chaotisch erscheint, dessen Gesellschaft aber noch immer nach dem Kastensystem oder anderen Organisationsformen gegliedert ist, die sich dem westlichen Verständnis entziehen. Mit der Leidenschaft, die ihn seit fünfzehn Jahren antreibt und die sich in seinen Bildern widerspiegelt, lädt Delangle zu einer Reise ein.

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