Sammy Baloji

Ausbeutung

© Marie-Françoise Plissart

Bevor Sammy Baloji sich der Fotografie zuwandte, war er als Zeichner von Graphic Novels tätig. Die Erfahrung aus dieser Arbeit und die künstlerischen Fähigkeiten, die er dabei entwickelte, bestimmen die Bildersprache seiner Fotografien. Baloji stammt aus der vom Bergbau geprägten kongolesischen Provinz Katanga. Sein eng mit der Geschichte seines Landes verbundenes Werk prangert die fortgesetzte rücksichtslose Ausbeutung der dort vorkommenden natürlichen Ressourcen an. In seinen Fotomontagen, die eine unterschwellige Wirkung entfalten, verknüpft er völkerkundliche Porträts vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die er belgischen Archiven entnommen hat, mit historischen oder zeitgenössischen Landschaftsdarstellungen, die aus Gemälden oder eigenen Fotografien stammen.

Als Sammy Baloji beschlossen hatte, die koloniale Architektur und die Industrieanlagen von Lubumbashi zu fotografieren, recherchierte er im Fotoarchiv des Bergbauunternehmens Gécamines, das jahrzehntelang der wirtschaftliche Motor der Provinz Katanga gewesen war. Die daraus entstandenen Serien, Gedächtnis und Kolwezi, stellen verschiedene Epochen und Symbole einander gegenüber, heben jede räumliche und zeitliche Distanz auf und lassen das konformistische Denken derer verstummen, die eine gezielte Auslöschung der kongolesischen Identität anstreben. Dadurch deutet er das industrielle Erbe der Kolonialzeit um, bringt Traumata wieder ans Tageslicht und seziert die Geschichte. Außerdem wendet er sich der Zeitgeschichte zu und entwirft das Bild einer Wiedergeburt der Provinz Katanga, die viele Menschen seit dem Niedergang von Gécamines herbeisehnen. Kolwezi führt die Widerstandsfähigkeit einer postkolonialen Gesellschaft vor Augen. Dabei ist die Konfrontation der beiden Universen, wie sie in den Diptychen erfolgt, nicht als Aufeinanderprallen zweier Zivilisationen zu verstehen, sondern als ein Aufdecken der Grenzen des Diskurses über Multikulturalität, die von manchen Seiten nur dann akzeptiert wird, wenn sie darin besteht, dass man selbst viel nimmt und wenig gibt. Bei all dem ist Sammy Baloji weder radikal noch Aktivist. Er ist Künstler, im ureigensten Sinn des Wortes: ein Mensch, der eindeutig und ohne Groll im Herzen Position bezieht. Seine Bilder sind vom Schweigen geprägt, von Abwesenheit, von Trostlosigkeit. Bisweilen auch von Humor. Ergreifend und verstörend, ist sein Werk immer außergewöhnlich. Seine Arbeiten heben Vergangenheit und Gegenwart auf eine Ebene und drehen die Sanduhr der Zeitläufte um.

Nach einem Text von N’Goné Fall

Festivaldirektor Lois Lammerhuber stellt die Ausstellung von Sammy Baloji vor

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