Michel Vanden Eeckhoudt

Zoologien

© Michel Vanden Eeckhoudt / Agence VU

Es war im Herbst 2016, als in Frankreich die Geschichte von Pizza durch die Presse ging, dem Bären, der in China in einem Einkaufszentrum gehalten wurde. Für kurze Zeit beschäftigten sich zahllose Zeitungsartikel, Fernsehreportagen und Talkshows mit dem „traurigsten Bären der Welt“, bis wieder ein anderes Ereignis den ersten Rang in der Medienlandschaft einnahm. So schnell, dass nicht einmal zur Sprache kam, dass Pizza nur einer von 180 Eisbären weltweit ist, die in Gefangenschaft gehalten werden.

Das Gefangenhalten von Tieren steht im Mittelpunkt des Werkes von Michel Vanden Eeckhoudt, des belgischen Fotografen und Mitarbeiters der Agentur VU, der im März 2015 nach langer Krankheit verstorben ist. In seinem umfangreichen und nachdrücklich sozial engagierten Werk hat er sich nicht nur mit den französischen Vorstädten, der Welt der Arbeiterklasse und den Mechanismen des Rechtssystems auseinandergesetzt, sondern sich auch der Tierwelt gewidmet. Hunde und ihr Verhältnis zum Menschen haben ihn beschäftigt, aber auch die Lebensumstände von Zootieren.

„Weder erliegt er der Faszination des Krieges, der Dramen und des Blutvergießens, noch macht er gemeinsame Sache mit der Welt der Privilegierten“, schreibt Francine Deroudille, Fotografieexpertin und Tochter von Robert Doisneau, in einem der zwölf Bücher, die Vanden Eeckhoudt veröffentlicht hat. „Er bietet nicht die neuesten Technologien auf oder verwendet immer größere Brennweiten. Er läuft keiner Mode hinterher. Er sagt seiner Leica, was sie tun soll, und nicht andersrum. Er ist ein Handwerker, der seine Kunst perfekt beherrscht. Gleiches gilt für seinen Humor. Humor ist nicht das Metier von Komikern, sondern eine Art zu denken.“

Seine befremdlichen, surrealistischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Tieren sind niemals mitleiderregend oder reißerisch, aber stets pointiert. Sie behandeln explizit das Thema der Gefangenschaft und führen in gegenseitiger Spiegelung das Gefangensein sowohl der Tiere als auch der Menschen vor, die beide im selben düsteren Dasein vereint sind. Wie eine Fabel La Fontaines erlauben auch die Bilder Vanden Eeckhoudts eine doppelte Lesart. Die ihnen innewohnende evokative Kraft verwandelt unser Lächeln in wenigen Sekunden in eine unklare Bedrückung. Sodann drängen sich Fragen auf, und unweigerlich werden uns bestimmte Dinge bewusst. Das Tier, dessen Gesichtsausdruck auf geradezu schmerzliche Weise dem eines Menschen ähnelt, scheint eine Form von Leiden zu durchleben, die uns nicht unbekannt ist. Das Leiden eines ausgelieferten Wesens, dessen einziger Ruf lautet: „Gebt mir meine Freiheit wieder!“

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