Girma Berta

In den Straßen von Addis

© DR

„Instagram ist der Tod der Fotografie“ – so klagten vor zehn Jahren die Technopessimisten nach der Einführung von Instagram. Wie so oft besaßen diese skeptischen und halsstarrigen Tempelwächter angesichts der Schreckensvision der Demokratisierung dessen, wozu bis dahin nicht alle Menschen Zugang hatten, keinen Blick dafür, welche Bedeutung diese Internet-Plattform zum Teilen von Fotos für die Weiterentwicklung einer im Grunde ja noch jungen Kunstform haben sollte. Erst nach fünf Jahren fingen auch die großen Namen der Fotografie an, Instagram zu nutzen – nach fünf Jahren, während derer das zweitgrößte soziale Netzwerk nach Facebook fest in der Hand der Werbeindustrie gewesen war sowie von Menschen, die vollgeladene Teller fotografierten, Flugzeugfenster, Katzen in Tassen und behaarte Füße in Flip-Flops am Strand von Ibiza.

Der junge äthiopische Fotograf Girma Berta dreht diesen Leuten mit seinen Arbeiten heute eine lange Nase und hält auf Instagram das Banner der Fotografie als Kunstform hoch. Ohne Smartphone und Instagram-Account wäre das Werk Bertas, der Addis Abeba, die Hauptstadt seines Heimatlandes, als „Mosaik“ bezeichnet, nicht denkbar. Aus den Aufnahmen von Straßen­szenen, die er mit seinem Handy macht, schneidet er Segmente aus und platziert sie vor einem digitalen Hintergrund. Für diesen Schaffensprozess benötigt er von der Produktion bis zur Verbreitung nicht mehr als ein iPhone und eine Internetverbindung. Mittlerweile hat er bei seinem Account @gboxcreative rund 33 000 Follower, mit denen er seine Bilder unmittelbar teilt – eine Gemeinschaft, die immer weiter wächst und mit der er in direktem Austausch steht.

„Ich will das Schöne einfangen, das Abstoßende, und alles, was dazwischen liegt“, so der 27-jährige Künstler, der ausgebildeter Grafikdesigner ist und von der Galerie Addis Fine Art vertreten wird. „Indem ich mit dem Handy arbeite, kann ich mich den Menschen nähern, ohne dass sie es bemerken. In unserer Kultur ist man es nicht gewohnt, fotografiert zu werden. Und wenn ich mich so verhalte, glauben die Leute, ich würde auf mein Telefon schauen. Ich achte immer darauf, dass nicht zu erkennen ist, was ich tue.“ 2016 erhielt er für seine Arbeit ein gemeinsames Stipendium von Getty Images und Instagram. In seinem Werk entwirft er ein farbenfrohes und poetisches Bild Äthiopiens, das die vorgefassten und vereinfachenden Ansichten über dieses Land untergräbt.

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