Akintunde Akinleye

Nigeria: im Bauch eines Giganten

© 2015 Anton Orlov

Im Dezember 2006 fand sich der nigerianische Fotograf Akintunde Akinleye inmitten eines Trümmerfelds wieder, aus dem noch der Rauch aufstieg. Eine halbe Stunde zuvor war er noch in seiner Wohnung in Lagos gewesen, als ihn ein Freund anrief und ihm von einer Explosion im Vorort Abule Egba berichtete. Am Unglücksort angekommen, erfuhr er, dass der Unfall passiert war, weil jemand versucht hatte, eine Pipeline anzuzapfen. Die Explosion kostete 269 Menschen das Leben. Akinleye, damals Korrespondent der britischen Nachrichtenagentur Reuters, machte sich daran, das Ereignis zu dokumentieren. Dabei stieß er auf einen Mann, der mitten in dieser apokalyptischen Szenerie stand, einen blauen Plastikeimer in der Hand. Akinleye schickte seine Dateien los, und eine Stunde später klingelte sein Telefon. Es war Finbarr O’Reilly, der Leiter des Westafrikabüros von Reuters. „Das Bild mit dem Mann, der sich das Gesicht wäscht, ist ganz große Klasse. Glückwunsch!“ Das Foto erschien in der New York Times, in der Washington Post und in anderen Zeitungen auf der ganzen Welt. Einige Monate später wurde es in Amsterdam beim World Press Photo Award mit einem ersten Preis ausgezeichnet. „Ich wusste, dass mir ein herausragendes Bild geglückt war“, so Akinleye damals. „Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass es so große Resonanz hervorrufen würde. Die Aufnahmen waren überhaupt nicht aufwendig. Ich habe einfach gewartet, bis ich den richtigen Bildausschnitt hatte, und habe dann von der Szene sechs Bilder gemacht.“

Für viele Fotojournalisten besteht die wichtigste Anerkennung ihrer Arbeit weniger in Stipendien oder Preisen, sondern in der Veröffentlichung ihrer Bilder. Preise haben allerdings den Vorteil, dass sie – zumindest für einen kurzen Moment – den Blick der Öffentlichkeit auf die Themen richten, die die prämierten Werke behandeln. Akintunde Akinleye wurde nach seinem Erfolg beim World Press Photo Award in die Jurys anderer Preise berufen und erhielt Anfragen für Vorträge über die Rolle des Fotojournalismus.

Bei diesen Anlässen hatte er Gelegenheit darzustellen, wie bedenklich die Situation in seinem Heimatland Nigeria ist. Durch seine Fotos eröffnet er Einblicke in das vielgestaltige Leben dieses Giganten der afrikanischen Wirtschaft, des bevölkerungsreichsten Landes auf dem schwarzen Kontinent: von den illegalen Raffinerien, die das Nigerdelta verseuchen, über die Goldminen, in denen Kinder bei der Arbeit knietief im Dreck stehen, bis zu den Halden mit giftigem Computermüll an den Rändern der großen Städte, die von rasant anwachsenden Menschenmassen bevölkert werden.

Festivaldirektor Lois Lammerhuber stellt die Ausstellung von Akintunde Akinleye vor

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