Jean Gaumy

Der Natur nach

© Philippe Deneufve

Seit über vierzig Jahren dokumentiert Jean Gaumy den Lauf der Welt. Er arbeitete für die legendäre Agentur Gamma, bevor er zu einer der herausragenden Figuren der renommierten Agentur Magnum wurde, ist Mitglied des Institut de France und seit 2008 Peintre officiel de la marine. Er ist Fotojournalist und Dokumentarfilmer und hat zweimal den Prix Nadar erhalten, 2001 sowie 2010 für sein Buch D’après nature (Der Natur nach), dem die Bilder dieser Ausstellung entnommen sind.

„Ich bin eigentlich kein Landschaftsfotograf“, so Jean Gaumy. „Aber wie viele andere Menschen erliege auch ich der Versuchung, dem gestaltlosen Chaos, als das sich die Natur bisweilen präsentiert, eine Ordnung zu verleihen.“ Gaumys fotografischer Blick richtet sich auf das Abgeschiedene, auf die Spuren (oder vielmehr den Einfluss) des Menschen in unwirtlichen Regionen, auf Gegenden im Urzustand, und macht dabei alte und neue Grenzen auf unserem Planeten sichtbar. So entsteht ein Werk, das von einem außergewöhnlichen Minimalismus geprägt ist – auf keinem der Bilder ist ein Mensch zu sehen. Doch auch wenn der Mensch auf diesen präzise abgezirkelten Aufnahmen nicht real gegenwärtig ist, lässt sich seine Gegenwart doch stets erahnen. Ein Weg, ein gefällter Baum, ein Gebäude, Spuren in einer rauen, aber natürlichen und oft noch intakten Wildnis. Diese Stigmata menschlichen Tuns gewähren Einblicke in eine andere Welt. Und weil jedes der Bilder durch seine akkurate und subtile Komposition eine gewaltige evozierende Kraft entfaltet, kann Gaumy auf Bildunterschriften und Erläuterungen verzichten. Ihre suggestive Kraft reicht aus, damit der Betrachter begreift, was der Fotograf zeigen wollte. „Wenn man, nur mit dem Rucksack bewehrt, irgendwo allein auf 1800 oder 2000 Metern Höhe steht, fragt man sich, was außer Postkartenmotiven man da oben denn einfangen soll“, berichtet Gaumy. „Also sieht man sich um, und plötzlich entdeckt man etwas Großartiges. Man darf nur auf den Auslöser drücken, wenn man ein inneres Brennen verspürt. Man darf sich nicht bewegen und muss sich zurückhalten, solange sich nichts mit Macht und unaufhaltsam aufdrängt.“

Gaumys Bilder vereinen die Kunst der Fotografie und der Radierung. Durch das Spiel mit dem Kontrast heller und dunkler Farbtöne erschafft er dramatische Stimmungen, die zur Betrachtung einer mineralischen, felsigen und vom Wasser geprägten Welt einladen. Dabei will er auf die Gefahr hinweisen, der unsere Erde ausgesetzt ist. „All dies zu dokumentieren, ist vielleicht wichtiger, als den Krieg zu dokumentieren“, so Gaumy. „Denn letztlich steht der Fortbestand der Menschheit auf dem Spiel.“

 

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